Grafik: Grafik: theatermanagement aktuell Quelle: Causales 2024, Quo Vadis Kultursponsoring; Daten gerundet
Wer im Kulturbetrieb für Sponsoring und die Akquisition von Finanzmitteln zuständig ist, für den ist die Arbeit in den letzten Jahren nicht einfacher geworden. Die Corona-Pandemie, die jüngsten inflationsbedingten Kosten- und Preissteigerungen sowie weitere Belastungen durch den Fachkräftemangel, den Krieg in der Ukraine und den eskalierenden Konflikt im Nahen Osten hinterlassen ihre Spuren auch in der Förderbereitschaft der Wirtschaft. Für Unternehmen, die von Einsparungen und schwachen Geschäftsaussichten betroffen sind, werden Ausgaben für die Förderung von Kultur immer schwerer vermittelbar – intern und extern.
Eine aktuelle Studie zeigt, dass jedes fünfte Unternehmen laufende Sponsoringverträge in den vergangenen krisengeschüttelten Jahren nicht verlängert hat oder auslaufen ließ. Dennoch glauben mehr als zwei Drittel der Unternehmen, die sich an der Umfrage beteiligt haben, dass die Bedeutung von Kultursponsoring in den nächsten Jahren „stark zunehmen“, „zunehmen“ bzw. „gleich bleiben“ wird. Auch etwa drei von vier der teilnehmenden Kulturanbieter gehen von einem Bedeutungszuwachs des Kultursponsorings aus.
Vielfach noch ungenutze Potenziale
Gleichzeitig sind über ein Drittel der teilnehmenden Kulturanbieter der Meinung, dass der Nutzen in keinem lohnenden Verhältnis zum Aufwand steht. Nahezu die Hälfte der antwortenden Kulturanbieter verfügt über kein geeignetes Fachpersonal für Sponsoring und Fundraising. Für viele passt Sponsoring zudem nicht zu den eigenen Werten, Haltungen und Inhalten. Auch wird eine zunehmende Kommerzialisierung der Kultur befürchtet. Etwa jeder siebe Kulturanbieter, der an der Studie teilgenommen hat, hat sich bisher noch nicht um Sponsoring gekümmert.
Wichtige Einnahmequelle
Bei den teilnehmenden Kulturanbietern rangieren die Einnahmen aus Sponsoringpartnerschaften in der Summe tatsächlich aber an dritter Stelle der Gesamteinnahmen. Auf Rang eins stehen die Zuschüsse der öffentlichen Träger, gefolgt von Einnahmen aus eigener Tätigkeit wie etwa Ticketverkäufen. Fast man die Einnahmen durch Sponsoring, Stiftungen und Spenden zusammen liegen diese Einnahmen sogar auf Platz zwei.
Was wird gefördert?
Zu den Top-Five der gesponserten Genres im Bereich der darstellenden Künste zählen Festivals auf Platz eins, gefolgt von klassischer Musik (Orchester, Chor, Musikfestspiele u. Ä.), Theater (Schauspiel, Sprechtheater etc.) und Musiktheater (Oper, Operette, u. Ä.) sowie Rock/Pop-Musik, Clubs. Beliebter als Theater sind bei Sponsoren Projekte aus den Bereichen Museum und Bildende Kunst.
Wie wird gefördert?
Gefördert werden überwiegend einzelne Veranstaltungen und Projekte im regionalen Raum. Dennoch laufen die meisten Verträge zwischen ein bis drei Jahre.
Förderungen erfolgen überwiegend als Finanzleistungen. Andere Förderformen sind Sach- und Medialeistungen sowie Dienstleistungen und seltener auch Personalleistungen.
Mit gut 40 Prozent sind Sponsoringvolumen bis 100.000 Euro am häufigsten. Etwa ein Viertel der Sponsoren, die sich an der Umfrage beteiligten, investiert zwischen 100.000 und 500.000 Euro und etwa jedes fünfte Unternehmen gab an, zwischen 1 und 5 Mio. Euro für Kultursponsoring aufzuwenden. Gut drei der Unternehmen investieren nach eigenen Angaben mehr als 5 Mio. Euro.
Gemessen an der Zahl der Mitarbeitenden werden große Kulturanbieter wie etwa Opernhäuser mit eigenen Orchestern oder größere Theater seltener gefördert als kleine und mittlere Anbieter. Über dreiviertel der Mittel fließen an Kulturanbieter mit bis zu 200 Mitarbeitenden.
Was Sponsoren wünschen
Wichtige Informationen für die Sponsoringentscheidung sind eine klar definierte Zielgruppe, Analysen der Besucher:innen und ein konkret formuliertes Leistungspaket. Bestehende Medienpartnerschaften tragen stark zu einer positiven Bewertung bei.
Diese und viele weitere Ergebnisse der Studie sollen eine Bestandsaufnahme der aktuellen Erwartungen, Motivationen, Ziele, Strategien und Auswahlkriterien von Kulturanbietern und Unternehmen im deutschsprachigen Raum liefern. Ca. 5.000 Kulturanbieter und Wirtschaftsunternehmen in der DACH-Region wurden dazu Ende 2023 zur Teilnahme an einer Online-Umfrage eingeladen. 734 Kulturanbieter und Unternehmen haben sich an der Umfrage beteiligt (Rücklaufquote von 14,7 Prozent). 77 Prozent der Teilnehmenden (565 Personen) waren Kulturanbieter, 23 Prozent (169 Teilnehmende) waren Unternehmen, die als Kultursponsoren, Kulturpartner oder Kulturförderer tätig sind. Die Datenerhebung und -Auswertung erfolgte über „umfrageonline.de“.
Die Studie steht zum kostenfreien Download auf der Website von Causales bereit: https://kulturmarken.de/publikationen/publikationen