Dezember 22, 2024

Interview mit Magdalena Menheere, business development manager, tixly, dach-region

Foto: tixly.com

tma: Frau Menheere, Sie sind Business Development Managerin bei tixly für die DACH-Region. Mit der Ticketingsoftware-Lösung von tixly verzeichnen Sie, vom neuen Standort in München, seit einigen Monaten zunehmend Erfolge im deutschsprachigen Ticketmarkt. Damit knüpfen Sie an die Erfolge der letzten neun Jahre an, in denen tixly die Ticketing-Szene für Life-Performing-Arts in Nordeuropa, Großbritannien und Nordamerika erobert hat. Nach eigenen Angaben ist tixly inzwischen in 200 Veranstaltungsstätten und Theatern in zwölf Ländern im Einsatz. Der Fokus liegt auf Ticketinglösungen für Kulturanbieter. Jährlich werden über 14 Millionen Tickets mit tixly verkauft. Gegründet wurde das Unternehmen in Island, Hauptsitz ist nach wie vor Reykjavík. Was macht aus Ihrer Sicht den deutschsprachigen Markt, der seit Jahren von nur wenigen Lösungsanbietern dominiert wird, attraktiv für tixly?

Magdalena Menheere: Im DACH-Raum leben über 100 Millionen Menschen. Einige der berühmtesten Theater, Konzert- und Opernhäuser der Welt befinden sich in dieser Region. Die schiere Dichte an Kulturinstitutionen sowie deren Bedeutung in der Gesamtgesellschaft sind einzigartig. Das macht den Markt natürlich sehr interessant für Tixly. Überdies wurde Tixly in den letzten 2 Jahren mehrfach von Interessent:innen aus dem DACH-Raum kontaktiert, die auf der Suche nach neuen Lösungen waren. Somit fiel letztes Jahr schließlich die Entscheidung, die Expansion von Tixly fortzusetzen.

tma: Inwieweit hat sich Ihrer Meinung nach das Ticketing-Geschäft in den letzten fünf Jahren verändert?

Magdalena Menheere: Meiner Ansicht nach geht es vor allem um drei Faktoren: Die Pandemie hat die Branche zu einer größeren Flexibilität gezwungen, die zu einem Teil geblieben ist. Was einmal möglich war, ist auch ein zweites Mal möglich. Damit einher gegangen ist, dass Kommunikation und Ticketing endgültig eins geworden sind. Generell brechen die Barrieren zwischen den Fachbereichen immer mehr ein. Langsam aber sicher wendet sich die Organisation von Prozessen hin zur Ausrichtung an der Kund:innen-Sicht. Und, last but not least, die allgemeinen Standards in der digitalen Kommunikation bzw. im Marketing werden zu ebensolchen in der Kulturbranche. Die Grundlage hierfür, d.h. die Daten, kommen natürlich aus dem Ticketing.

tma: Warum fokussiert tixly ausschließlich Ticketing für den kulturellen Sektor?

Magdalena Menheere: Sich auf Kunst- und Kulturinstitutionen zu konzentrieren, war ursprünglich eine Entscheidung der Gründer Sindri und Björn. Mittlerweile wird diese Überzeugung vom gesamten Tixly-Team ge- und weitergetragen. Diese Branche hat spezifische Anforderungen, eine eigene Sprache und ein bestimmtes Selbstverständnis. Wenn man selbst in diesem Bereich gearbeitet hat, versteht man die Bedürfnisse rasch und der Kunde spart sich so manche Erklärung. Wir bei Tixly arbeiten einfach gerne mit Kulturbetrieben. Spaß an der Sache ist ein zentraler Wert für uns und eine Grundlage dafür, dass wir unseren Job auch richtig gut machen.

tma: Wo sehen Sie generell Nachholbedarf beim Ticketing hierzulande?

Magdalena Menheere: Der DACH-Raum ist generell, nicht nur im Ticketing, noch stark von analogen Prozessen geprägt. Ticketing-Abteilungen führen noch viele manuelle Handgriffe durch, es wird noch immer sehr viel Papier gedruckt. Die Digitalisierung der täglichen Vorgänge allein birgt hierzulande ein Riesenpotential an Arbeitserleichterung. Dasselbe sehen wir beim Self-Service, d.h. bei jenen Prozessen, die Kund:innen selbstständig online durchführen können. Zeitgemäße Ticketing-Software muss die Nutzer:innen hierbei 100%ig unterstützen. Den Nachholbedarf sehe ich persönlich zuallererst in diesen vermeintlich einfachen Vorgängen. Welchen Sinn macht es schließlich über KI zu sprechen, wenn Abos nicht online buch- oder verlängerbar sind?

tma: Was glauben Sie, macht tixly besser als andere Anbieter?

Magdalena Menheere: Als ich Tixly das erste Mal gesehen habe in einer kurzen Demo, war ich völlig überrascht, wie einfach und gleichzeitig durchdacht die Software ist. Man sieht sofort, dass sie von Menschen entwickelt wurde, die Ahnung von Ticketing haben. Ein kleines Beispiel: Wenn man in einem Saal die Verteilung der Platzkategorien ändert, dann tut man dies im selben Saalbild, in dem man auch verkauft. Ob man es darf, hängt von den Berechtigungen ab. Nach der Änderung kann man diese Konfiguration entweder neu abspeichern oder die Änderungen sofort in die bestehende Konfiguration zurückspeichern. Das macht so viel Sinn! Ticketing-Nerds wie ich lieben so etwas. Dieser ganze Vorgang kostet unter 10 Klicks und dauert keine 30 Sekunden. Einfach und gleichzeitig komplex – das macht Tixly richtig gut.

tma: Ist es aus Ihrer Sicht ausreichend, einfach nur immer mehr Tickets zu verkaufen, um als Kulturinstitution erfolgreich zu sein?

Magdalena Menheere: Das finde ich eine sehr gute Frage. Beantworten würde ich sie typisch österreichisch mit Jein. Das Verkaufen von Tickets ist Sinn und Zweck all unserer Bemühungen. Die vielen unglaublich tollen Produktionen, die wir im DACH-Raum haben, sollen schließlich von möglichst vielen Menschen gesehen werden. Das entspricht dem Bildungsauftrag bzw. der Vision jeder kulturellen Initiative. Gleichzeitig reicht das 2024 nicht mehr. Der Erfolg kann nicht ausschließlich am Status “ausverkauft” gemessen werden. Gesellschaftliche Relevanz, Unternehmenskultur, Community Building und Diversität sind heute ebenso bedeutsam.

tma: Zuletzt konnten Sie Kunden vor allem im süddeutschen Raum und Österreich gewinnen. Was dürfen wir zukünftig von tixly erwarten?

Magdalena Menheere: Viel! Dass wir aktuell in diesem Bereich vermehrt Kund:innen gewinnen konnten, ist reiner Zufall. Wir sind im Gespräch mit Institutionen im gesamten DACH-Raum und werden sehr bald auch überall Kund:innen haben. Die Tixly-Mitarbeiter:innen stehen bereit dafür: Ich bin in Wien stationiert, zwei Kolleginnen in München und eine weitere in Potsdam. Auf diese Weise kann immer jemand auch zeitnah vor Ort sein, wenn nötig.

tma: Was wird Ihrer Meinung nach das nächste „big thing“ im Ticketing?

Magdalena Menheere: Auf diese Frage ist wohl jeder verleitet mit „KI“ zu antworten. Ich bin eine Verfechterin der Optimierung von täglichen Prozessen, bevor man beginnt, fancy tools einzusetzen. Jede Schnittstelle, jede Anbindung braucht eine solide, konsolidierte Datenbasis. Daher denke ich, dass uns die grundlegende Digitalisierung des Ticketings im DACH-Raum noch einige Zeit beschäftigen wird. Vor 5 Jahren haben die ersten Sportbetriebe auf digital-only umgestellt und drucken zB keine Tickets mehr. Das wäre im DACH-Raum auch in der Kultur möglich, die Vorbehalte sind jedoch noch sehr groß. Tixly gibt Betrieben die Möglichkeit, ihre täglichen Abläufe zu vereinfachen. Wenn diese effizient und reibungslos laufen, dann erst gibt es Platz für das next big thing.

tma: Zum Schluss noch eine etwas persönliche Frage. Was ist für Sie das Besondere an tixly und was hat für Sie persönlich den Ausschlag gegeben, mit tixly zu arbeiten?

Magdalena Menheere: Das Produkt hat mich sofort überzeugt, als ich es erstmals gesehen habe. Tixly ist nun die fünfte Ticketing-Software mit der ich arbeite. Kennengelernt habe ich noch weit mehr in den letzten 25 Jahren. Mit Tixly zu arbeiten macht wirklich Spaß. Darüber hinaus hat mich die Unternehmenskultur von Anfang an beeindruckt. Unsere CEO ist Mitte 30 und hat eine Familie mit 3 kleinen Kindern. Hrefna Sif Jónsdóttir ist das personifizierte Beispiel von Vereinbarkeit. Sie lebt die Werte vor, die Tixly ausmachen. Diese stehen nicht nur in einer hübschen Unternehmenspräsentation, sondern prägen unseren Alltag. 2023 hat Tixly z.B. ein Mental Health Programm gestartet, in dem wir uns intensiv mit unserer mentalen Gesundheit und dem Miteinander beschäftigen. Das innovative Produkt ist die Basis, warum ich für und mit Tixly arbeite. Die Unternehmenskultur hingegen hat den Ausschlag gegeben und ist bis heute der Grund, warum ich mich jeden Tag freue, hier zu sein.